oszla
God! he said. /z
illa zog durch die strassen
der ort bloss brief noch des
entsetzens. osz/z
illierendes schnarchen ein alptraum hinter berlin
inmitten des schiefergebirges ein eiskaltes
gleiten die saale hinunter (elektrisches nest:
ich werde nicht dort sein)
Gott! /z
illierendes aufschlagen der hände wie willst du
das nennen! einen streifen den film gänsehauch dünnes
entsetzen und nachts
werden die blutbahnen tinte – die schweiz
tropft zu boden in der pension pepsi
flimmert der bildschirm die strassen
sind leer ein einsames fenster man traut sich nicht raus
es sei denn im sturze. der schrei
könnte überall sein und
oszla ein belgisches moor ein einfach
gestrickter dich angrinsender mensch: mein freund
es geht weiter!
lauter niemand, ausgabe 09. berlin: lauter niemand eV 2009
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sprichwort
nach Ambrosius Metzger (1612)
spazieren wollt ich reiten
auf der liebsten wie ein tier:
aufs rösslein mein ich sprange
mit liebender begier.
ich musste ihren willen weiten
mit gert und golden zaum:
so ritten wir sehr lange —
ich ritt ja noch im traum!
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den 7. sept./ lieber Friz,
vorige woche ist in hannover markt gewesen, und ich habe herrn Wehrs gebeten, dass er auf diesem markte eine schöne peitsche für meinen Friz kaufte. morgen abend werden wir sehen, was er gekauft hat, und mittwoch abend sollst du es sehen. bis so lange musst du dich mit der alten behelfen. hier sind die knaben so dumm und haben gar keine peitschen, reiten auch gar nicht... addies, lieber Friz, und donnerstagmorgen musst du so gut sein, in unser bett zu kommen und eine halbe stunde in meinem arm zu liegen.
dein Matthias Claudius.
[in: Crauss: MOTORRADHELD. prosa. klagenfurt: ritter verlag 2009]
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SCHWARZES BALLETT 4:
die elektrische videolinie (alle welten video)
— die taglinie eines leichten schlages zu anfang ist die fatale zerstörung des planeten romoni (ein heller effekt, der bei weitem hätte düsterer ausfallen können). einigermaszen weh tut es einem dennoch, sozusagen ‚on the dark side of your heart‘, denn wir hatten das kolbengestirn in den ersten drei folgen des „schwarzen balletts“ zu mögen begonnen und beinahe als unsere erweiterte heimat angesehen. gut, wenn man es nimmt wie ein mann es nehmen kann: jedem von uns quillt ein ‚andererseits‘ hervor. aber regisseur Doug Jeffries entschädigt uns mit feinverzierten helmen, die die verschiedenen rassen im rennen um die elektrische videolinie tragen, ähnlich wie im 3. teil „lichter & dunkelheiten“ vom letzten jahr. zusätzlich gibt es solch angenehme, prächtig glänzende explosionen wie die der amerikamänner, was wegen der homosexuellen interplanetargeschäfte sehr sinnvoll erscheint und die handlung zum brunnen zurückbringt. dort steht jedoch nicht gerechtigkeit auf dem plan, sondern ein überraschend banales zerstörungsteil: das in der 1. folge bereits überstrapazierte markusRAM, das titelheld Brock Webster diesmal mündlich durch die charles-stange jagt, die die szenerie daraufhin mit einer kappe bedeckt, indem sie kurz durchbrennt, und dann die restliche laufzeit im hinterstübchenkasino eines spiegelplaneten des romoni herumliegt, bevor sie erst in der mitte des abspanns von superhirn Eugen Achtmann instand gesetzt werden kann: Jason Tiya erkennt hinter dem markusRAM gesichter, und ganz zu schweigen von einer orgie umherschwirrender bolzen werden backsteinmauern errichtet, sodass der himmel des nebengestirns für tage verhangen bleibt. jeder der trabanten erhält eine zusätzliche umdrehung durch die verpuffende wirkung des weissen kolbens von romoni, und während im schlussbild die meisten techniker mit wiederansaugen und einfassen der zerstörten kontinente befasst sind, bleibt dem zuschauer nur, auf eine revolution in teil 5 zu hoffen —
[in: Crauss: MOTORRADHELD. prosa. klagenfurt: ritter verlag 2009]
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Crauss, *1971 in Siegen (D), lebt dort. Literaturstudium, berufliche Tätigkeiten als Dozent für Kreatives Schreiben, staatl. anerkannter Museumstänzer, Werbetexter und Postsortierer. Mitglied verschiedener Literaturgruppen, seit 2005 des Forum der 13; Lyrik, Nachdichtungen, Kurzprosa, Kritiken; ausgezeichnet mit Stipendien und Literaturpreisen (ua: 2010 Aufenthalt im Schriftstellerhaus Ventspils/ Lettland und 2007 Künstlerdorf Schöppingen). Letzte Veröffentlichungen: „Alles über Ruth. Gedichte“ (2004), „Campari & Jazz“ (CD, 2006) und “live in münchen” (CD, 2009) sowie MOTORRADHELD (prosa, 2009). Mehr über Crauss auf www.crauss.de